Donnerstag, 18. November 2010

Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.

Dieses Wort aus Psalm 90,12 geht mir seit einigen Wochen nicht aus dem Kopf...

Das hat natürlich einen konkreten Hintergrund. In meinem Fall heißt dies: meine 91 jährige Mutter, die seit vielen Jahren an Alzheimer Demenz erkrankt ist liegt im Sterben.

Die Ruhe ist ihr von Herzen zu gönnen, da der Körper einfach nicht mehr kann und die Krafte enorm schwinden...

Heute mussten wir sie erstmalig in ihrem Bett lassen und konnten sie nicht mehr in den Sessel oder auf ihr Sofa bringen.

Sie öffnet kaum noch die Augen und nimmt nur noch Minimengen von Tee vom Löffel zu sich und selbst dies noch mit starken Schluckbeschwerden.

Auch wenn ich weiss, dass sie "heimgeht" und dann keine Schmerzen mehr haben wird, so muss ein Sterbeprozess doch für sie selbst, aber auch für die Menschen in ihrer Nähe durchgestanden und damit auch ausgehalten werden.

Wie gut ist es da, dass in dem oben genannten Bibelwort nicht steht:"Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir verzweifeln, auf dass wir mutlos werden", sondern "auf dass wir klug werden" , lebensklug!

Gott will uns (mir) Hoffnung geben angesichts des Todes, aber er mutet uns auch zu, uns dem Tod, dem Ende des irdischen Lebens zu stellen. Gott ist ein Gott der Lebenden, der Hoffnung schenkt auch in der Trauer. Er nimmt dem Tod den Schrecken und will jedem und jeder einen neuen Weg in die Zukunft öffnen!

Gleichzeitig darf ich aber auch angesichts des Todes erleben, was wirklich im Leben zählt, was Halt gibt und die "wirklichen wichtigen Dinge" des Lebens sind, auf die es ankommt.

Ich bin sehr dankbar dafür, wird mich doch diese Zeit mit Sicherheit prägen und ich lernen und reifen durch diese Situation - Gott sei dafür Dank!